Friday, August 5, 2011

10. Tag (Sderot) 26.07.11

Es ist hier relativ ruhig, seit 10 Tagen ist nichts mehr passiert!' Roberts Worte am Stadteingang von Sderot ernteten (teils nervöses) Gelächter. Diese israelische Stadt wurde in den letzten 11 Jahren 12'000 mal von Raketen aus dem einige Kilometer entfernten Gazastreifen anvisiert, wobei es zu 28 Toten kam. Tom vom ortsansässigen Media Center hat uns am Morgen durch Sderot geführt, um uns die spezielle Situation, in welcher sich die Kleinstadt befindet, näher zu bringen. Dabei ist uns besonders eingefahren, dass die Einwohner im Falle einer Sirene, welche den Anflug von Raketen ankündigt, gerade mal 15 Sekunden Zeit haben, sich unter dem nächsten "Bomb Shelter" in Sicherheit zu bringen. "Bomb Shelters" sieht man hier alle 100 Meter und die Leute reagieren auf jedes Geräusch, das auch nur annaehernd wie eine Sirene tönt. Diese Stresssituation beeinträchtigt den Alltag der Einwohner beträchtlich und hinterlässt bei vielen grosse Spuren. Bis Heute fühlt sich Sderot von der israelischen Regierung im Stich gelassen, da diese kaum etwas unternimmt und die Stadtbehörden auf sich alleine gestellt sind, um diese spezielle Situation zu meistern.
Am Nachmittag haben wir Roni getroffen, welche in einem Dorf in der Nähe des Erez Crossing, dem nördlichen Eingang in den Gazastreifen, wohnt. Sie engagiert sich bei einer Organisation, welche es sich zum Ziel setzt, einen Dialog zwischen der israelischen und der palästinensischen Bevölkerung auf beiden Seiten der Sperranlage rund um den Gazastreifen aufzubauen. Roni gab uns auch die Gelegenheit, mit einer jungen Frau aus Gaza zu sprechen, welche uns ihren Alltag in einem kurzen Telefongespräch beschrieb. Die darauffolgende Fahrt entlang der Sperranlage und der Blick über dieselbe und zum Erez Crossing haben uns schwer beeindruckt und uns erahnen lassen, was dies für die Bevölkerung auf beiden Seiten bedeutet. Für Roni stellt die Sperranlage einerseits eine Schande dar, weil sie (fast) jeglichen Kontakt zwischen Israelis und Palästinenser verhindert, andererseits gibt sie ihr eine gewisse Sicherheit gegen die Angst vor Selbstmordanschlägen durch junge Palästinenser aus dem Gazastreifen. Keine einfache Situation...

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